Film
Die «Jardins de Carthage» waren ein ehrgeiziges Immobilienprojekt des Ben-Ali-Regimes, doch der Quartierbau wurde gestoppt durch die tunesische Revolution von 2011. Heute steht dort eine Geisterstadt aus unfertigen Gebäuden. Als die Bauarbeiten verspätet wieder aufgenommen werden, kommt in einem der Gebäude eine verkohlte Leiche zum Vorschein. Zwei Polizisten, Fatma und Batal, leiten die Ermittlungen. Sie vermuten zunächst Selbstmord durch Selbstverbrennung, doch dann kommt ein zweites Opfer zum Vorschein...
Ashkal (arabisch für «Formen») siedelt seinen Plot in einem urbanen Umfeld an, in dem ultramoderne Gebäude neben verlassenen Baustellen stehen. Krimi-Gepflogenheiten werden eingebettet in ein fantastisch anmutendes Setting. Die Ermittlungen dringen immer tiefer in die Abgründe der menschlichen Seele vor, andererseits werden Geister der tunesischen Geschichte wach.
Youssef Chebbi studierte Kunst und Film, bevor er 2010 beim Kurzfilm Vers le nord erstmals Regie führte. Ein Jahr später war er Co-Regisseur von Babylon, einem Dokumentarfilm über libysche Flüchtlinge an der tunesischen Grenze, der beim FID in Marseille mit dem Hauptpreis des internationalen Wettbewerbs ausgezeichnet und im MoMA in New York gezeigt wurde. Im darauffolgenden Jahr kehrte er mit Les Profondeurs zum Kurzfilm zurück, selektioniert an verschiedenen Festivals und ausgestrahlt auf France Télévision. Ashkal, sein erster Spielfilm, wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 2022 in der Quinzaine des Réalisateurs gezeigt.