Das Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF, 5. – 13. Juli) publiziert das Programm von NIFFF EXTENDED, dem professionellen, spezialisierten Angebot des Festivals, unterstützt von der SRG SSR, bestehend aus kostenlos zugänglichen Talks mit international renommierten Gästen. Das Publikum erhält etwa die Gelegenheit, mehr zu erfahren über die visuellen Effekte (VFX) der Serie THE LAST OF US, oder über Wes Andersons Universen im Gespräch mit seinem Modellbauer Simon Weisse. Speziell gewichtet wird dieses Jahr das Thema Ökologie im fantastischen Universen, etwa mit einer Podiumsdiskussion zu Öko-Fantasiewelten. Geplant ist zudem ein Gespräch mit Saul Pandelakis, einem SF-Autor und multidisziplinären Künstler mit Schwerpunkt auf queerem Design, der zudem als Mitglied der internationalen Jury der 23 Ausgabe amtiert. Auch das Schweizer Schaffen ist gut vertreten, mit mehreren Schweizer Game Design-Präsentationen und einer Talkrunde zu einen 70er-Jahre-Publikumsscherz aus den Archiven der RTS.
IMAGING THE FUTURE: DIGITALES SCHAFFEN & NEUE TECHNOLOGIEN
In der Veranstaltungsreihe IMAGING THE FUTURE, die sich mit Schnittstellen zwischen audiovisueller Produktion und technologischer Innovation befasst, steht das Thema Ökologie im Mittelpunkt eines Talks mit Spiel-Elementen (LET’S PLAY NATURE), an dem das GameLab UNIL-EPFL das Gamedesign der Spiele STRAY (BlueTwelve Studio / Annapurna Interactive, 2022) und KONA II: BRUME (Ravenscourt, 2023) vorstellt. Tabea Iseli, Game Director bei Stardust Studio, und David Wildemann, Co-CEO und Creative Director bei neoludic games, sprechen anhand von zwei ihrer in der Entwicklung befindlichen Spiele über Wholesome Games und stellen dabei das Schweizer Design in den Vordergrund (AHEAD OF THE GAME: THAT COSY FEELING).
Die visuellen Effekte (VFX) der Blockbuster-Serie THE LAST OF US (Neil Druckmann, Craig Mazin, HBO, US, 2023) werden erklärt von Espen Nordahl von den norwegischen Storm Studios.
Creepypasta, Backrooms, digitaler Urbex: Das Internet ist zu einem fruchtbaren Boden für die Schaffung und Verbreitung von Horrorgeschichten geworden. Eine Rundtischgespräch zum Thema INTERNET HORROR versammelt Fachleute auf dem Gebiet – den französischen Videokünstler und Youtuber Obscuria sowie Mélanie Courtinat und Yatoni Roy Cantu, zwei französisch-schweizerische Kunstschaffende, welche die Kunstresidenz Résidence Evil gegründet haben. Einige der Werke, die aus dieser Residenz hervorgegangen sind, werden in der Villa zu sehen sein.
Im Rahmen von ANIMATION FOR GROWNUPS erklärt der indische Filmemacher Ishan Shukla die technischen und kreativen Aspekte der Verwendung des Game-Motors Unreal Engine für die Animation seines Films SCHIRKOA: IN LIES WE TRUST (IN/FR/DE, 2024). Andererseits erzählt Toby Seale vom britischen Animationsstudio DNEG, wie er als Lead Animator die farbenfrohe Animation von NIMONA (Nick Bruno und Troy Quane, US, 2023) verantwortete, einem Oscar-nominierten Märchen, das auf einer Graphic Novel beruht.
Im Zeitalter der digitalen Spezialeffekte bleibt Simon Weisse einer der weltweit wenigen Spezialisten für 3D-Modelle. Er ist der Architekt der eigenwilligen Welten von Wes Anderson, hat aber auch für Lana und Lilly Wachowski oder für Steven Spielberg gearbeitet. In einem Gespräch (PRACTICAL VFX) blickt der Künstler hinter die Kulissen seiner jüngsten Arbeit mit Wes Anderson und erörtert zudem die Komplementarität seiner Kunst mit CGI.
Bild : Simon Weisse

MONTAG, 8. JULI

LET’S PLAY NATURE
Games reduzieren die Natur oft auf die Rolle einer Bedrohung oder einer Ressource. Dieser vierhändig gespielte Vortrag untersucht die Fähigkeit von Videospielen, von dieser anthropozentrischen Sichtweise abzuweichen. Zwei Titel dienen als Anschauungsmaterial: Das nächtlich-urbane STRAY mit seinem Katzenhelden und die eisige Atmosphäre von KONA II: BRUME.
- Loïse Bilat, GameLab member and teacher at HEP Fribourg, CH
- Guillaume Guénat, GameLab collaborator and graduate assistant at UNIL, CH
Image : STRAY © BlueTwelve Studio / Annapurna Interactive

AHEAD OF THE GAME: THAT COSY FEELING
Wholesome Games bieten eine Spielerfahrung, die Wohlgesonnenheit, Entspannung und Geselligkeit verbindet – mit diversesten Spielmechanismen. Wie werden die Merkmale dieses relativ neuen Genres ausgehandelt? Die Studios Stardust und neoludic diskutieren darüber und greifen zur Illustration auf einen magischen Wald (GRIMOIRE GROVES) und einen utopischen Buchladen (TINY BOOKSHOP) zurück.
- Tabea Iseli, CEO & Game Director at Stardust Studio, CH
- David Wildemann, co-CEO & Creative Director at neoludic games, DE
- David Javet, consultant AotG, CH
Images : GRIMOIRE GROVES © Stardust Studio // TINY BOOKSHOP © neoludic games

VFX BREAKDOWN: THE LAST OF US
Noch nie hat eine Zombiegeschichte so viele Menschen zu Tränen gerührt: Storm Studios präsentieren ihre Arbeit an THE LAST OF US, das als eine der besten aktuellen Game-Verfilmungen gilt. Das Studio hat sich insbesondere mit den Infizierten und den Cordyceps beschäftigt und hierfür mit Prothesen und Set-Fotografie gearbeitet.
- Espen Nordahl, Head of VFX at Storm Studios, NO
Image : © HBO
DIENSTAG, 9. JULI

INTERNET HORROR
Creepypasta, Backrooms, digitales Urbexing: Das Internet ist zu einem geeigneten Ort für die Schaffung und Verbreitung von Horrorgeschichten geworden. Tausende von User:innen schliessen sich online zusammen und erfinden Mysterien, um sich (oder andere) zu gruseln. Was zeichnet diese Phänomene aus? Und was trägt die digitale Welt dazu bei?
- Mélanie Courtinat, artist and co-founder of Résidence Evil, CH
- Yatoni Roy Cantu, artist and co-founder of Résidence Evil, C
- Obscuria, videographer and Youtuber, FR
- Boris Bruckler, consultant NWoF, CH
Image : Internet Horror © Obscuria

ANIMATION – NIMONA
NIMONA, ein frecher, von farbenfroher Animation getragener Märchenfilm mit Metal-Einschlag, hat die Herzen eines breiten Publikums erobert. DNEG Animation bespricht die Arbeit an der Verfilmung von N.D. Stevensons Graphic Novel. Von den Animationstechniken bis hin zur Wichtigkeit einer authentischen Erzählweise gibt das Studio darüber Auskunft, wie es diesen Oscar-nominierten Film zum Leben erweckt hat.
- Toby Seale, Lead Animator at DNEG Animation, UK
Image : NIMONA © Nick Bruno, Troy Quane

ANIMATION – SCHIRKOA: IN LIES WE TRUST
Der im asiatischen Wettbewerb gezeigte Film Schirkoa beeindruckt durch seine besondere Ästhetik, die angepasst ist an die dystopische Welt, die er schildert. Der Regisseur spricht über seine Animationsarbeit und insbesondere über die technischen und kreativen Aspekte, die mit dem Einsatz des Spielmotors Unreal Engine verbunden sind.
- Ishan Shukla, director, IN
Image : SCHIRKOA: IN LIES WE TRUST © Dissidenz / Red Cigarette Media

PRACTICAL VFX : SIMON WEISSE
Im Zeitalter der digitalen Spezialeffekte ist Simon Weisse einer der wenigen Spezialisten für 3D-Modelle weltweit. Er ist der Architekt der einzigartigen Welten von Wes Anderson, hat aber auch für die Wachowskis und für Spielberg gearbeitet. Er lässt uns hinter die Kulissen seiner jüngsten Arbeit mit Anderson blicken und spricht darüber, wie sich seine Kunst mit CGI ergänzt.
- Simon Weisse, Prop & Model Maker, DE
Image : © Simon Weisse
NEW WORLDS OF FANTASY
Das Literaturforum NEW WORLDS OF FANTASY greift gesondert die Umweltproblematik auf, die viele Kunstschaffende beschäftigt. Ihre Werke stellen die Umstände nicht mehr nur dar, sondern erwecken sie zum Leben. Für die Gesprächsrunde EMBODYING (DIS)ENCHANTED TOMORROWS, in Zusammenarbeit mit dem Observatoire des récits et imaginaires de l’anthropocène (ORIA) der Universität Lausanne (UNIL), setzt sich Saul Pandelakis, Autor und Forscher an der Universität Toulouse-Jean Jaurès sowie Mitglied der internationalen Jury der 23. Ausgabe, zusammen mit der Schweizer Künstlerin und Autorin Lucia Masu, der auf Utopien spezialisierten französischen Philosophin und Autorin Alice Carabédian und der Schweizer Forscherin und Schauspielerin Sophie Desbiolles. Die Diskussionsrunde nimmt insbesondere Bezug auf THE ALLUVIALS, eine Installation der US-Künstlerin Alice Bucknell, die in Zusammenarbeit mit dem MUDAC. in der „Villa“ ihre Weltpremiere feiert. Die Künstlerin stellt die politischen Herausforderungen einer Dürre in Los Angeles in der nahen Zukunft aus der Sicht verschiedener menschlicher und nicht-menschlicher Akteure dar.
Die Werke von Saul Pandelakis regen an zum Nachdenken über die Art und Weise, wie wir unsere Gesellschaft gestalten, und wir mit (mehr oder weniger) Unseresgleichen in Beziehung treten. Im Gespräch mit Tammara Leites, einer auf Mensch-Maschine-Interaktionen spezialisierten Künstlerin, Designerin und Entwicklerin, die bei Transmii, auf Mensch-Maschine-Interaktionen spezialisiert ist, erörtert er das Gewicht der Sprache in seinen anspruchsvollen, sensiblen Erzählungen. Mit anschliessender Signierstunde.
Bild: Saul Pandelakis © Barbara Métais-Chastanier

DONNERSTAG, 11. JULI

EMBODYING (DIS)ENCHANTED TOMORROWS
Viele Kunstschaffende beschäftigen sich heute mit der ökologischen Frage. Ihre Werke stellen die Umstände nicht mehr nur dar, sondern erwecken sie zum Leben und verkörpern sie. Sie komponieren nicht mehr angesichts der Umweltproblematik, sondern mit ihr. Wie drückt sich diese neue Poetik aus? Welche Lebensformen eröffnet sie für die Zukunft?
- Saul Pandelakis, author and researcher at Université Toulouse – Jean Jaurès, FR
- Lucia Masu, artist and author, CH
- Alice Carabédian, specialist in science fiction utopias, FR
- Sophie Desbiolles, researcher and comedian, CH
- Colin Pahlisch, coordinator at ORIA, UNIL, CH
Image : ANNIHILATION (Alex Garland, 2018)

CONVERSATION WITH SAUL PANDELAKIS
Von den Trans-Bots in La Séquence Aardtman bis zum sunđuz, einer eigens für Les Hygialogues de Ty Petersen geschaffenen Sprache -die Werke von Saul Pandelakis bieten viele Gelegenheiten, um über die Art und Weise nachzudenken, wie wir die Gesellschaft gestalten und mit (mehr oder weniger) Unseresgleichen umgehen. Im Dialog mit Tammara Leites wird er etwa vertiefen, welche Rolle die Sprache in seinen ambitionierten, sensiblen Erzählungen spielt.
- Saul Pandelakis, author and researcher at Université Toulouse – Jean Jaurès, FR
- Tammara Leites, artist, developer and interaction designer at Transmii, CH
Image : Saul Pandelakis © Barbara Métais-Chastanier
WEITERE SPANNENDE TALKS
Die Radio Télévision Suisse (RTS) blickt auf das Interesse des Schweizer Fernsehens für Science-Fiction-Kultur zurück. Marlène Belilos (TV-Produzentin), Didier Bufflier (Leiter des Labor ArchiveLAB-RTS) und Sophie Meyer (Editions- und Kooperationsleiterin der Daten- und Archivabteilung RTS) sprechen über einen breit angelegten Publikumsscherz, den sich die RTS 1971 erlaubte (RTS ARCHIVES: CREATING A TV HOAX). Eine weitere Roundtable mit mehreren Fachpersonen vertieft die Retrospektive EAT THE RICH, welche die Darstellung von Eliten im Genrekino zum Thema hat.
MITTWOCH, 10. JULI

RTS ARCHIVES: CREATING A TV HOAX
Wie gross war das Interesse des Schweizer Fernsehens an Science-Fiction? Die RTS hat in ihren Archiven einen erstaunlichen Streich wiederentdeckt, der am 22. Juni 1971 über die Bildschirme ging: Um 20:30 Uhr wurde das Programm unterbrochen: In der Nähe von Genf sei ein UFO gelandet… Die damalige Produzentin berichtet über die Organisation dieses Täuschmanövers in der Tradition von Orson Welles.
- Marlène Belilos, television producer, CH
- Didier Bufflier, Head of ArchiveLab-RTS, CH
- Sophie Meyer, Head of Publishing and Partnerships at RTS Data and Archives Department, CH
Image : RTS ARCHIVE © Interpresse Genève
SAVE THE DATE
Programme complet & réservations : jeudi 20 juin